Endlich haben wir wieder das Land der Götter, Mythen und Sagen erreicht. Im Land der Griechen stellt sich für uns direkt eine unterbewusste Entspannung ein. Vermutlich hat dieses Gefühl seinen Ursprung in unserem dreimonatigen Aufenthalt in Griechenland vom ersten Start in die Reise. Am Jahresende 2019 strandeten wir in Athen aufgrund des Zylinderkopfrisses von George (hier geht's zum Artikel). Nachdem wir bereits einen Monat Peloponnes bereist hatten, mussten wir unweigerlich noch weitere zwei Monate auf die Weiterfahrt warten. In dieser Zeit haben wir das Land, die Kultur und die Menschen auf eine besondere und intime Weise kennengelernt. Wir verbrachten die zwei Monate des Wartens bei Alex Großeltern in Athen. Eine so intensive und lange Zeit gab es zwischen Ihnen bisher noch nicht, sodass diese Monate ihren eigenen besonderen Wert erhielten. Nun wieder zurück zu sein, bedeutet uns viel. Der Besuch von Alex Großeltern in Athen ist wieder fester Bestandteil unserer Reise.
In diesen Artikeln kannst du nochmal alles nachlesen zu unserer Reise durch Griechenland 2020:
- Peloponnes: Patras - Sparta
- Von Sparta nach Aegina
- In und um Athen herum
- Immer noch Athen?
- Wir bleiben dir treu, Athen
- Das Ende naht
- Von Athen bis zur Grenze
Hier geht's zu den Routenabschnitten!
Nachdem wir die Grenze von Albanien nach Griechenland passiert haben, verbringen wir unsere erste Nacht am ersten Strand nahe Sagiada. Ein wunderschöner Sonnenuntergang beendet unseren Tag. Unser Morgen danach ist ähnlich ereignisreich. Wir werden von einer Herde Kühe geweckt, die hier und da grast und ganz unbeeindruckt zwischen den Campern hindurchläuft. Geduldig beobachten wir das Geschehen.
Unser Weg nach Athen führt uns über Igoumenitsa weiter durchs Landesinnere an Ioannina vorbei und dann weiter südlich zum Ambrakischen Golf. Hier soll es Flamingos und Pelikane geben. Das Übernachten im Umweltpark von Salaora wird nicht empfohlen, da es hier unzählige Mücken geben sollen. Also fahren wir früh morgens los, um der schmalen Straße durch die Natur zu folgen. Links und rechts umschließt die Straße Wasser. Schier unendlich weit scheint sie den Golf zu teilen und das Naturschutzgebiet zu begrenzen. Hier und da haben sich kleine Fischerhäuschen entlang der Straße angesiedelt. Nach nur kurzer Zeit entdecken wir zu unserer Linken einen Schwarm Flamingos. Wir halten an, ich zücken die Kamera und mache ein paar Schnappschüsse. Alex bereitet währenddessen die Drohne vor, lässt sie starten und navigiert sie in sicherer Entfernung zu den Flamingos, doch das Geräusch scheint sie dennoch zu verschrecken. Energisch stoßen sie sich ab, starten, fliegen direkt in unsere Richtung und majestätisch über George hinweg. Währenddessen wird George zum Insektenhotel. Die Warnung zu den Mücken bestätigt sich in voller Gänze. Mit geschlossenen Fenstern ist die Verbindung zur Drohne deutlich schlechter und der Innenraum heizt sich direkt so stark auf, dass wir wie in einer Sauna schwitzen. Also heißt es Augen zu, Fenster auf und durch.
Wir wollen noch näher an diese wunderbaren Vögel heran und steigen durch das dichte trockene Grasland. Eine lange Hose wäre wirklich hilfreich gewesen. Mit zerkratzten Beinen laufen wir immer tiefer in Richtung der Flamingos und entdecken sogar einen Pelikan, aber sie scheinen uns wieder mal zu bemerken und schwimmen immer weiter hinaus. Es wundert uns nicht, dass die Tiere scheu gegenüber den Menschen sind. Bei der Recherche zu dem Ort habe ich herausgefunden, dass im letzten Jahr duzende Flamingos durch Bleivergiftung gestorben sind, obwohl die Jagd mit Bleigeschossen verboten ist. Auf der Straße entdecken wir dennoch einige der vermeintlichen Geschosshülsen und vermuten, dass das Verbot keine Wirkung zeigt.
Wir fahren zurück entlang der Küstenstraße und beschließen kurzerhand, wir wollen nach Lefkada. Lefkada ist eine griechische Insel an der Westküste im Ionischen Meer. Trotz ihrer weißen Strände, steilen Klippen und türkisfarbenen Wasser ist sie noch immer ein ‚Geheimtipp‘ im Vergleich zu den restlichen Inseln. An manche Strände kann sogar direkt mit dem Auto geparkt werden, sodass mittlerweile in der Vanlife-Szene hier und da von Lefkada geschwärmt wird. Wir wollen uns selbst vergewissern und freuen uns auf etwas ‚Urlaub‘ vom Reisen. Über einen Damm verlassen wir das Festland und erreichen die Insel. Die Hauptsaison scheint hier bereits im vollen Gange zu sein, denn der Hafen ist randvoll mit Schiffen aller Art. Am Horizont entdecken wir den vermeintlichen Hotspot für Kite-Surfer, denn hier tummeln sich so viele Kites wie Heißluftballons in Kappadokien. Wir flüchten vor den Massen an Touristen zu unserem auserwählten Strand, der hält, was er verspricht. Abenteuerlich schlängelt sich der Weg steil den Berg hinunter und führt dann entlang der Küste. In kleinen Straßenbuchten stehen bereits vereinzelt Camper und wir haben glück, noch ein leeres Fleckchen für uns zu finden. Der Strand ist so weit, wie das Auge reicht. Wir springen in das klare, kühle Meer und genießen den herrlichen Sonnenuntergang am Horizont.
Ganze vier Tage bleiben hier, tun nichts als baden, schlafen, essen, lesen und schreiben den Blogartikel über den ersten Teil Albaniens. Mit dem Sonnensegel bauen wir uns am Strand ein Zelt, kaufen uns mal ein Eis an der kleinen Bude am Strand und quatschen hier und da mit unseren Nachbarn, zwei Franzosen mit ihrem Kastenwagen. Einen Abend wagen wir uns aus unserer Bucht heraus und laufen entlang des Strandes zur nächsten Bucht, die deutlich touristischer ist. Hier reihen sich Bar und Restaurant aneinander, einer spielt lautere Musik als der andere. Hunderte Liegen wurden am Strand bereitgestellt und sogar die Parkflächen für Autos sind überdacht. Wirklich viel los ist noch nicht, aber der Ansturm wird sicher bald kommen. Wir sind abseits der Massen deutlich glücklicher und uns scheint diese Parallelwelt fremder zu werden, je länger wir abseits der Hauptrouten reisen.
So langsam wollen wir endlich Alex Großeltern besuchen. Wir fahren von Lefkada zurück zum Festland, über die Brücke von Patras zum Peleponnes, um dann wieder bei Korinth weiter auf dem Festland nach Athen zu fahren. In Maroussi angekommen ist alles, wie vor fast drei Jahren. Herzlich schließen wir Alex Großeltern in die Arme, genießen es, endlich wieder vereint zu sein und zeigen stolz Bilder von der Reise und dem Abendteuer, das hinter uns liegt.
Wir haben beim letzten Aufenthalt nahezu alles Touristische in Athen abgegrast, sodass wir direkt weiter mit der Fähre nach Aegina fahren. Alex Familie hat in Agia Marina ein kleines Ferienhaus. Hier schlafen wir das erste Mal seit zwei Monaten wieder in einem richtigen Bett, waschen wiedermal unsere Kleidung, und bringen das Haus auf Vordermann. In einer abgelegen Bucht mit glasklarem Wasser schnorcheln und schwimmen wir, genießen das kühle Nass und die Abgeschiedenheit.
Mehr zu Aegina in diesem Artikel:
Damit George auch auf seine Kosten kommt, hat Alex Ersatzteile zum Austausch des Scheibenwischerantriebs nach Athen schicken lassen. Von Beginn an ertönt ein lautes 'Klack', sobald die Scheibenwischer in Aktion sind. Da dieses Geräusch auf Dauer wirklich nervt, wollen wir den Antrieb tauschen. In die Antriebe läuft scheinbar häufiger Wasser, sodass die Zahnräder zu rosten beginnen. Während wir in Agia Marina sind findet Alex Zeit das Cockpit abzubauen und die Antriebe zu wechseln. Es wäre nicht ein Defender, wenn das Tauschen der Teile schneller als in einem Tag zu bewerkstelligen wäre. Hier fehlt etwas, dieses Blech muss nachträglich angepasst werden und das richtige Werkzeug ist ebenfalls nicht zur Hand. Mit Hilfe der Nachbar und einer Werkstatt in Aegina Stadt lässt sich jedoch jedes Problem lösen.
Nach zwei Wochen packen wir unsere Sachen, fahren zurück nach Athen und buchen unsere nächste Fähre. Endlich soll es nach Asien gehen. Da wir beim letzten Start der Reise bereits über Thessaloniki, Alexandropolis und Istanbul gefahren sind, beschließen wir dieses Mal die Fähre nach Izmir zu nehmen. Da es keine Fähre von Festland zu Festland gibt, fügen wir Chios als Zwischenstopp ein. Die Fährfahrt dauert 9,5 Stunden, doch da die Fähre erst modernisiert wurde und so das Entertainment-Programm ausgebaut wurde, vergehen die Stunden wie im Flug. Vor Ort angekommen besichtigen wir die restaurierten Windmühlen von Chios und entdecken ein gemütliches Restaurant mit regionaler Küche inmitten der Ruinen der einstiegen Burgfestung. Sogar Pistazien aus Aegina werden hier angeboten. Aegina bedient mittlerweile 3-5% des Weltbedarfs an Pistazien. Die besonders nährstoffreiche Sorte ist vielerorts bekannt und geschätzt.
Und so endet unser Aufenthalt in Griechenland mit einem spritzigen regionalen Wein aus Chios, Pistazien aus Aegina und einer Übernachtung direkt am Hafen zwischen den Fischerboten. Am nächsten Tag werden wir die Fähre nach Çeşme nehmen und so auf das türkische Festland übersiedeln. Dass dies nicht ganz so einfach wird, wie wir uns das vorgestellt haben, wissen wir noch nicht. Lohnen wird es sich aber auf jeden Fall.
gez. Eileen
...hier siehst du unsere gesamte Route.
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