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Wasserschlacht in Slowenien

Unser Weg nach Slowenien führt über eine wunderschöne Passstraße parallel zu einem Alpenfluss. Es geht nach Bovec, einem kleinen Städtchen, in dem die meisten Kajakschulen hier ihren Sitz haben.  Unterwegs telefoniert Eileen mit Rudi, ihm gehört die Soča-Kajakschule. Zuerst wollen wir nur einen 2 Tages-Schnupperkurs buchen, doch er hat noch zwei Plätze in einem Grundkurs frei und macht uns ein gutes Angebot für 3 Kurstage. Die Vorfreude ist somit groß. Schon am Sonntagabend wollen wir uns in einem Restaurant treffen, indem wir unsere Gruppe kennenlernen sollen, bevor es am Montag dann gemeinsam in die Kajaks geht.

Bis dahin erkunden wir den Ort Bovec, der unverkennbar vom Tourismus lebt. Etwas abseits an einem Golfplatz finden wir einen wunderschönen Stellplatz. Der Besitzer des Grundstücks hat aus alten Materialien Unterstände, eine offene Küche, mehrere Grillstellen und sogar ein WC-Häuschen mit Dusche geschustert. Dementsprechend beliebt ist der Platz hier. Unterschiedlichste Camper fahren ein und aus, dennoch herrscht eine familiäre Stimmung. Hier lernen wir viele nette Leute kennen, wie die Schweizer Lisa und Lars, die Deutschen Alex und Jana mit ihrem alten Transit und die Rentner Eckhart & Helma, die bereits in der Mongolei waren und uns davon berichten.

Das erste Kajaktreffen am Sonntag läuft super. Unsere Gruppe bildet sich aus unserem Kajaklehrer Lukas (29); Sebastian (33), der schon einige Erfahrung im Packraft (ein faltbares Kajak) fahren hat; Björn (21), der sein eigenes Boot sowie seine eigene Ausrüstung mitbringt und aus uns beiden. Eileen war bereits in Neuseeland mit einem Seekajak unterwegs, ich für meinen Teil habe wirklich keine Ahnung, was da auf mich zu kommt. Der Plan sieht vor, dass wir am Montagmorgen erstmal zu einem beruhigten See in Italien fahren, um die Basics des Kajakfahrens zu lernen und ab Dienstag geht es dann ab auf die Soča.

Tag 1

 

Voller Vorfreude wachen wir am Montagmorgen auf und fahren zur Kajakschule. Hier werden wir bereits mit frischem Kaffee erwartet. Bevor es nach Italien geht, bekommen wir zuerst unsere Ausrüstung für die kommenden Tage zugewiesen. Neben unseren Kajaks, Modell Burn 3, bekommen wir unsere persönlichen `7Sachen´ bestehend aus einem Helm, einem Neoprenanzug, zwei Neoprenschuhen, einer Spritzdecke, einer Jacke und zu guter Letzt einer Schwimmweste. Mit unserer Ausrüstung im Transit und den Kajaks auf dem Anhänger geht es über den Pass zu dem schönen See.

 

Nun geht es an die Basics. Lukas ist ein sehr guter Lehrer und bringt uns die ersten Paddelschläge bei, die wir dort fleißig üben. Wir lernen einen normalen Vorwärtsschlag und einen starken Bogenschlag zum Manövrieren und den Konterschlag. Die einzelnen Techniken werden mit Übungen und Spielen vertieft. Die Zeit verfliegt im nu, gut 4 Stunden verbringen wir auf dem See, dann geht es zurück nach Slowenien.

Tag 2

 

Der nächste Morgen beginnt mit etwas Theorie. Lukas erklärt uns mit Hilfe einer Tafel eine sehr wichtige Grundtechnik: die Kehrwassereinfahrt. Direkt hinter Hindernissen, wie Steinen, bildet das Wasser ein Gegenfluss zur Strömung, zum Stein hin. Diese Orte, die Kehrwasser genannt werden, helfen beim Kajakfahren, um sich ohne Anstrengung einen guten Überblick über den kommenden Streckenabschnitt zu machen, oder nur eine kleine Pause einzulegen. Wir lernen, wie man am besten in das Kehrwasser einfährt. Dies gilt es heute auf der Soča zu üben. Als wir am Wasser ankommen, sind wir sprachlos von der Schönheit des Flusses. Das Wasser ist türkisblau. Wir fahren eine wunderschöne Strecke mit atemberaubenden Panorama von gut 10 Kilometern, in der wir die Kehrwassereinfahrten sehr gut üben können.

 

Am Abend möchte ich dann noch ein paar schöne Aufnahmen der Kajakschule mit meiner Drohne machen, als ich diese in dem erstbesten Baum versenke. Natürlich landet die Drohne auf 17 Metern in einer Astgabel und wir versuchen verzweifelt sie mit Steinen herunterzuwerfen. Auch ein Rettungsversuch mit Lukas Drohne scheitert. Ja, macht es sogar nur schlimmer, denn seine Drohne stürzt bei dem Versuch ab und ein Sensor wird beschädigt. Verzweifelt rufe ich bei einer Kletterschule an und über 3 Kontakte komme ich an Jakob. Er ist Bergretter und bringt kurzerhand seine ganze Familie mit, die ihm begeistert zuschaut. Gekonnt klettert er auf den Baum und rettet die Drohne. Was für ein Tag!

Tag 3

 

Da uns der Kurs so begeistert, vereinbaren wir mit Rudi, dass wir doch den gesamten Grundkurs, also noch zwei weitere Tage machen wollen. Heute erwartet uns ein anspruchsvollerer Streckenabschnitt. Wir lernen neue Techniken, wie das Traversieren - die Überquerung des Flusses gegen die Stromrichtung. Wir schlagen uns alle sehr gut, auch wenn es den ein oder anderen Schwimmer gibt. Schwimmer nennt man hier ein gekentertes Kajak. Dann gilt es unter Wasser schnell auszusteigen. In der Strömung ist das gar nicht so einfach. Meist lässt man auch das Kajak los und Lukas muss ihm dann hinterherfahren. Am Ufer muss das Kajak dann zunächst geleert werden, bevor es wieder auf die Soča gehen kann. Alles in allem eine sehr anstrengende Prozedur. Am Abend sind wir beide wirklich k.o., alles tut uns weh.

 

Doch es steht noch ein kleines Highlight an: Wir Grillen am Abend mit einem zweiten Grundkurs gemeinsam an der Kajakschule. Man quatscht, isst und lernt sich noch besser kennen. Ein schöner Abend geht zur Neige und wir dürfen mit George auch hier die Nacht verbringen.

Tag 4

 

Der vierte Tag beginnt pünktlich um 7 Uhr morgens mit dem Generatorlärm des Nachbarn. Nur kurz darauf ertönt das laute und kontinuierliche Geschrei eines Kuckucks. Der holprige Start in den Tag setzt sich bei mir fort. Es wird gesagt, dass der Mittwoch meist der schlechteste Kurstag von der Leistung der Teilnehmer ist. Bei mir ist es definitiv heute der Fall. Schon kurz nach der Einstiegstelle gehe ich das erste Mal Schwimmen. Dabei schlage ich Unterwasser mit meinem Kinn gegen einen Stein in der Strömung. Ab dem Moment ist meine Konzentration vorbei. Ich verbringe die erste Hälfte des Tages ausschließlich damit ständig ins Wasser zu fallen. Da die Strömung hier sehr stark ist und das Wasser tiefer als die Tage zuvor, treibe ich sehr weit flussabwärts, leere mein Kajak, um dann kurz darauf wieder ins Wasser zu fallen. Keine Technik funktioniert. Eileen wiederrum geht förmlich im Fahren auf. Sie meistert alle Übungen mit Bravour und so könnte unser Tag nicht unterschiedlicher Enden. Heute waren wir sogar zu siebt, denn Paul, ein werdender Kajaklehrer, und Franzi, eine Freundin von Björn, haben sich uns angeschlossen. Leider ändert das nichts an meiner Laune, als wir abends das Licht ausschalten.

Tag 5

 

Da der Tag gestern für mich so schlecht gelaufen ist, gehe ich eher misstrauisch in den letzten Kurstag – vor allem, weil wir denselben Streckenabschnitt erneut fahren wollen und die Übungen erneut vertiefen. Doch zuerst geht es zu Fuß durch eine dunkle Höhle bis auf einen Felsvorsprung hinauf, von dem wir ins Wasser springen. Anschließend geht es wieder in die Kajaks. Entgegen meinen Erwartungen klappt es heute auch bei mir sehr gut. Da wir nun zwei Lehrer haben, wird die Gruppe aufgeteilt. Somit haben wir 2 Schüler*innen auf 1 Lehrer und wir haben quasi Einzelunterricht. Lukas gibt sich sehr viel Mühe und mit seiner Hilfe kann ich die Techniken nach kurzer Übung super anwenden und selbst die kritischen Stellen von gestern laufen bei uns beiden super. Es könnte kein besseres Kursende für uns geben. Als wir am Ende des Tages aus den Kajaks steigen sind wir stolz darauf, was wir alles gelernt haben und dankbar für die tolle Unterstützung von Lukas und Paul.

Am Abend lädt unsere Gruppe die beiden als Dank zum Essen ein. Es wird über die Woche resümiert und wir sind uns alle einig, dass wir nicht nur großartige Lehrer, sondern auch eine super Gruppendynamik hatten. Wir haben uns alle gegenseitig unterstützt und so blicken wir auf 5 unvergessliche Tage zurück, in denen wir nicht nur eine Menge gelernt, sondern auch neue Freunde getroffen haben.

 

Nach den ereignisreichen Tagen verbringen wir noch einen entspannten Tag im Sonnenschein auf dem Stellplatz, füllen unsere Vorräte auf und waschen nochmal unsere Wäsche. Dann zieht es uns weiter nach Bosnien & Herzegowina. Die Tage hier in Slowenien, im Kajak, in der schönen Natur mit tollen Menschen werden wir wohl nicht so schnell vergessen und noch lange davon erzählen.

gez. Alex