Ganz plötzlich ist es dann wieder so weit. Nachdem wir zwei Wochen im Schwabenland verbracht haben, steigen wir in George und verlassen am 25ten April Deutschland. Zuvor gab es noch einiges an Routendiskussion und das, obwohl wir nicht groß planen wollten. Nach mehreren Überlegungen haben wir uns dazu entschieden, zum Auftakt der Reise für mehrere Tage auf einem Campingplatz zu verbringen. So möchten wir Schritt für Schritt wieder ins Reisen finden. Sich nach all der Zeit wieder darauf einzulassen, braucht tatsächlich seine Zeit.
Unser Ziel liegt in der Schweiz im kleinen Örtchen Ewil an einem See nahe Luzern. Der Platz ist nicht besonders groß, sehr familiär und wir können mit George beinahe am Seeufer stehen. Lediglich eine Bahnlinie und ein Rundweg trennen uns vom Wasser. Auch wenn die Regionalbahn hier 6-mal in der Stunde vorbeifährt, können wir dennoch, ohne aufzuwachen, schlafen. Für uns ergänzt der Zug das wunderschöne Panorama hoch in den Bergen.
Die ersten Tage verbringen wir damit, die anliegenden Örtchen und den See zu erkunden, genießen die schöne Natur, lassen die Seele baumeln und gewöhnen uns wieder Schritt für Schritt an das Leben in George. Lediglich eines Nachts wird diese Ruhe unterbrochen und wir werden von einem lauten Brummen geweckt, das immer lauter und lauter wird. Beim Blick aus dem Fenster sehen wir direkt neben uns ein helles Licht. Die Bahnstrecke wird um 2 Uhr morgens gewartet und ein gelbes Ungetüm schiebt sich im Schritttempo über die Gleise. Gut eine halbe Stunde ist an Schlaf nicht mehr zu denken, bis der Lärm langsam, aber stetig abklingt.
Bereits am dritten Tag tritt erneut ein unvorhergesehenes Ereignis auf: Eileen fühlt sich plötzlich sehr krank und ein Schnelltest bestätigt unsere Vermutung: Sie hat sich mit Corona angesteckt. Glücklicherweise befinden wir uns hier auf dem Campingplatz, denn wo lässt sich der Virus besser auskurieren als hier? Für Eileen steht also eine Isolation an. Auch wenn die Schweiz seit dem 1.April keine Coronaregeln mehr verfolgt, bleibt Sie in George. Da ich mich wacker halte und weiterhin negativ bin, erledige ich die Einkäufe und kümmere mich um Eileen, bis sie wieder fit ist. Unterwegs wäre das Ganze vermutlich etwas schwieriger geworden. Wieder mal tritt unser Motto: Glück im Unglück ein. Der Krankheitsverlauf ist glücklicherweise sehr mild und nach 8 Tagen auf dem schönen Campingplatz ist der zweite Strich auf Eileens Test nicht mehr zu sehen.
Es zieht uns weiter Richtung Süden. Eigentlich wollen wir über den Furkapass nach Italien fahren, denn auf der Strecke befindet sich das berühmte Belverde Hotel, das wie aus einem Wes Anderson Film aussieht. Leider ist es jedoch zu früh und der Pass ist wegen Schneemengen nicht befahrbar. Die Alternative, die uns bleibt, ist der Gotthart-Tunnel und wir folgen der Straße über die Grenze bis nach Vicenza.
Hier möchte ich unbedingt die Villa Rotonda besuchen, eines der bekanntesten Gebäude der Architekturgeschichte. Doch es ist Dienstag und die Villa öffnet ihre Tore erst am Freitag wieder. Uns bleibt nichts anderes übrig, als die Umgebung unsicher zu machen. Dabei stoßen wir auf außergewöhnliche Orte. Die erste Nacht verbringen wir am Lago di Fimon - einem kleinen See, der mit seiner schönen und beruhigten Natur besticht. Wir umwandern am Abend den See und lauschen den Geräuschen der Natur. Am Mittwoch verirren wir uns in einem Heckenlabyrinth in den Gärten der Villa Barbarigo. Diese existieren seit dem 17ten Jahrhundert und gehören heute zu den bedeutendsten historischen Gärten. Neben vielen verschiedenen Pflanzenarten gibt es hier auch einige schöne Wasserspiele und Wasserbecken, in denen sich verschiedene Entenarten, Fische und sogar ein schwarzer Schwan niedergelassen haben. Kurz vor der Reise habe ich mir die Drohne Mavic Mini von DJI zugelegt, die ich hier sehr gut testen kann. Die Ergebnisse können sich sehen lassen!
Am Donnerstag fahren wir in die Stadt Padua, wo es den ältesten Botanischen Garten der Welt gibt. Den wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Auch hier staunen wir über die Vielfalt an Flora und Fauna, die die Welt zu bieten hat. Neben den schön angelegten Außenflächen gibt es auch ein großes Gewächshaus, das thematisch in unterschiedliche Kontinente eingeteilt ist, inklusive der dort vorherrschenden Luftverhältnisse. In Padua selbst besichtigen wir die Basilika des Heiligen Antonius, genießen eine leckere Pizza und ein echt italienisches Eis von einem kleinen Stand, bevor es uns zu unserem neuen Schlafplatz in die Berge zieht.
Schließlich ist Freitag und wir können uns die Villa Rotonda von innen anschauen. Die Räume sind sehr majestätisch und mit unzähligen Fresken versehen, die aus einer bestimmten Perspektive Ausblicke in fiktive Landschaften erzeugen. Vor allem der große, zentrale Kuppelsaal überzeugt durch sein Raumgefühl und die außergewöhnlichen Malereien. Leider sind von den drei Etagen nur die Hauptetage zu begehen und somit bleiben am Ende gemischte Gefühle, als wir das schöne Bauwerk wieder über die Haupttreppe verlassen.
Da das Wetter in den nächsten Tagen sehr regnerisch werden soll, versuchen wir der Sonne hinterherzufahren. Zunächst machen wir uns auf in Richtung Kroatien. Doch plötzlich kommt Eileen mit einer Idee um die Ecke, die uns umdisponieren lässt. Von einem ehemaligen Arbeitskollegen hat Sie gehört, dass das Soča-Tal in Slowenien traumhaft schön zum Wildwasser-Kajakfahren sein soll. Sie hat schon sehr lange den Wunsch, einmal einen solchen Kurs zu machen. Da wir nicht allzu weit entfernt sind, entscheiden wir uns spontan um und fahren nach Slowenien. Wir sind sehr gespannt, was uns dort erwarten wird und freuen uns auf die kommenden Tage.
gez. Alex